Redebeitrag (3/7) vom 23.01.21 – Hände weg vom Wedding

Am 23.01.21, haben sich etwa 200 Menschen versammelten, um dem im Knast Moabit Ermordeten Ferhat Mayouf zu gedenken. Ihr findet alle Redebeiträge auf unseren Blog. Hier der von Hände weg vom Wedding:

(Der Beitrag wurde auch aufgenommen und ist hier zu hören)

Wir versammeln uns heute hier in Gedenken an den vor sechs Monaten ermordeten Ferhat Mayouf in der JVA Moabit. Ferhat Mayouf verbrannte am 23 Juli letzten Jahres in seiner Gefängniszelle hier in der JVA Moabit, Gefangene berichte von Hilfe rufen und von einen nicht einschreiten der Wärter. Die Frage warum Ferhat Mayouf sterben musste und die Wärter ihn nicht halfen, bleibt weiterhin ungeklärt. Gerade diese Unklarheiten reihen sich ein in eine traurige Vielzahl von Todesfällen in Gewahrsam, die durch die Kampagne Death in Custody zusammen getragen wurde. Nach aktuellem Stand der Recherche wissen wir von 179 Todesfällen von Schwarzen Menschen, People of Color und von Rassismus betroffenen Menschen die in deutschem Gewahrsam seit 1990 zu Tode kamen. 179 Todesfälle, die bei weitem unvollständig sind, es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer um  ein Vielfaches höher ist.

Die Todesumstände von Ferhat Mayouf, sowie der nicht vorhandene Wille zur Aufklärung seitens der staatlichen Behörden, wecken traurige Errinnerungen an den Tod von Oury Jalloh, der 2005 in Dessau gefesellt in einer Polizeiwache verbrannt und misshandelt wurde, wie auch an den Tod von Amad Ahmad, der 2018 in der JVA Kleve durch einen Brand in seiner Zelle starb. Laut den Behörden handelt es sich bei diesen Fällen um Suzid, diesen Narrativ gilt es entschlossen entgegen zu treten, gerade die Arbeit der Oury Jalloh Initative hat gezeigt, dass den behördlichen Versionen nicht vertraut werden darf und Aufklärung aktiv behindert wird.

Wenige Straßen entfernt von hier wurde im Jahre 2016 Hussam Fadl von der Berliner Polizei erschossen. Auch hier gilt es der Version der Behörden nicht zu trauen, eine vielzahl an Hinweisen zeigt, dass Hussam Fadl, unbewaffnet von der Polizei in den Rücken geschossen wurde. Bis heute gibt es keinen Willen zur wirklichen Aufklärung der Geschnisse des 27. Septembers 2016, statt dessen wird eine Opfer-Täter Umkehr betrieben und Hussam Fadl als bewaffnet und gefährlich dargestellt. In wenigen Monaten wird der Mord an Hussam Fadl verjähren und die Täter in Uniform kommen ein weiteres Mal unbestraft davon.
Die Berliner Polizei gilt paradebeispiel für ihre rechten Umtriebe und rassistischen Taten, ob Racial Profiling oder die extrem rechten Verbindungen im Neukölln Komplex. Von gerade diesen staatlichen Akteuren, die immer mit neuen Skandalen und rechten Verbindungen glänzten, können wir keine Gerechtigkeit weder Aufklärung erwarten. Todesfälle in Gewahrsam sind die traurige Konsequenz des strukturellen Rassismus in der deutschen Polizei und Justiz.
Es ist die Verbindung und das fortbestehen faschistischer Ideologien im bürgerlichen Staat das strukturellen Rassismus und rassistische Gewalttaten ermöglicht, Täter deckt und ihnen Straffreiheit garantiert.
Gedenken und Erinnern an Opfer rassistischer Gewalt, wie auch heute hier an in Gedenken an Ferhat Mayouf ist wichtig um die Systematik rassistischer Gewalt sichtbar zu machen und die Mär vom Einzeltäter zu brechen und Erzählung bzw. Einordnung der Fälle nicht bürgerlichen, rechtskonservativen Blättern zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen.
Es bleibt uns also nichts anderes übrig als Druck von der Straße zu erzeugen, Solidarität mit Betroffenen und deren Angehörigen zu zeigen sowie uns zu organisieren  und vereint gegen Rassismus und Kapitalismus zu kämpfen.
Rechten Terror stoppen und rassistische Morde aufklären!

Den Aufruf zum 23.01.21 findet ihr hier und andere Redebeiträge findet Ihr auf unserem Blog