Pressemitteilung der Kampagne „Death in Custody“, 18. Januar 2021

Jeder Todesfall ist einer zu viel! Aktuelle Mitteilungen der Kampagne „Death in Custody“

Am 23. Juli 2020 starb Ferhat Mayouf aus Algerien infolge eines Zellenbrands in der JVA Moabit.

Offiziell wird sein Tod als „Suizid“ dargestellt. Vieles deutet allerdings daraufhin, dass die JVA für seinen Tod verantwortlich ist: So hatte Mayouf über Depressionen geklagt. Er bekam jedoch keine Hilfe, sondern wurde im Gegenteil 23 Stunden am Tag eingeschlossen und isoliert. Als seine Zelle brannte, blieben JVA-Mitarbeiter*innen tatenlos; auch auf Hilferufe anderer Gefangener reagierten sie nicht. Rippenbrüche an seinem Leichnam und Aussagen von Mitgefangenen deuten ferner darauf hin, dass Mayouf vor seinem Tod durch Bedienstete der JVA misshandelt wurde.

Der Tod von Ferhat Mayouf liegt am 23. Januar 2021 genau sechs Monate zurück. Noch immer fordern die Angehörigen vergeblich die Aufklärung der Todesumstände. Woher stammen die Rippenbrüche, die an der Leiche von Ferhat Mayouf festgestellt wurden? Warum wurde Ferhat Mayouf nicht aus seiner brennenden Zelle befreit, während das Gefängnispersonal direkt vor seiner Tür stand und seine Hilferufe hören konnte?

Wir, das Aktionsbündnis „Death in Custody“, machen die JVA Moabit für den Tod von Ferhat Mayouf verantwortlich, fordern ein Ende der Bezeichnung seines Todes als „Suizid“ und eine lückenlose Aufklärung des Geschehens.

Um Ferhat Mayouf zu gedenken, rufen wir am 23. Januar 2021 um 14h zu einer Gedenkdemonstration vor der JVA Moabit auf.

Der Tod von Ferhat Mayouf ist kein Einzelfall. Die Ergebnisse einer umfassenden Recherche im Rahmen der Kampagne „Death in Custody“ zeigen, dass in Deutschland seit 1990 mindestens 179 von Rassismus betroffene Menschen in Gewahrsamssituationen ihr Leben verloren haben oder von der Polizei getötet wurden. Allein aus dem Jahr 2020 sind uns zwölf Todesfälle bekannt, davon drei in Berlin. In aller Regel bleiben die Taten für die Verantwortlichen folgenlos, die Namen der Getöteten werden vergessen, und die Mehrheitsgesellschaft reagiert aufgrund eines tief verankerten Rassismus und eines verbreiteten Glaubens an die Unfehlbarkeit der Polizei mit Gleichgültigkeit.

Um diesen Zuständen etwas entgegenzusetzen, planen und unterstützen wir als Kampagne in den nächsten Wochen eine Reihe von Aktionen, dabei unter anderem Folgende:

23. Januar 2021 14 Uhr Kundgebung in Gedenken an Ferhat Mayouf vor der JVA Moabit
24. Januar 2021 Demostration in Gedenken an Maria
15. März 2021 Vorstellung der Recherche-Ergebnisse im Rahmen einer Podiumsdiskussion
20. März 2021 Demonstration anlässlich des internationalen Tags gegen Polizeigewalt

Wir laden Pressevertreter*innen ein, die Aktionen zu besuchen und darüber zu berichten. Weitere

Termine werden auf unserem Blog angekündigt (https://deathincustody.noblogs.org)

Pressekontakt: death-in-custody@riseup.netKontaktpersonen für Pressevertreter*innen sind während der Demonstration am 23. Januar 2021 am Lautsprecherwagen anzutreffen.

Web: https://deathincustody.noblogs.org
Twitter: @diccampaignDE, #DeathInCustodyDE
Instagram: @deathincustodyDEFB: @deathincustodyDE