DIC Redebeitrag vom 13.12.20 – Gemeinschaftlicher Widerstand Kundgebung in Berlin

Am 13.12.20 wurde bundesweit Solidarität mit den Betroffenen der Rondenbarg-Verfahren gezeigt. In 19 Städten gab es Kundgebungen, Demonstrationen und Banner Drops. Allein in Berlin sind über 600 Menschen unter dem Motto „Fight Repression – United we Stand“ auf die Straße gegangen. Diese Solidarität gilt es weiter aufrecht zu erhalten. Wir veröffentlichen hier unseren Redebeitrag:

Liebe Genoss*innen,

ich grüße euch im Namen der Death in Custody Kampagne.
Nach mehr als drei Jahren beginnt das Rondenbarg Verfahren in Hamburg nächsten Donnerstag, am 3.11. Ein Verfahren, welches sich über Monate, wenn nicht gar Jahre hinziehen wird. Mehr als 80 Aktivist*innen haben in diesem Zusammenhang eine Anklage erhalten.

Unsere Anwesenheit heute Bundesweit auf den Straßen dient nicht nur dazu unsere Solidarität mit den Angeklagten zu bekunden, sondern auch um ein klares Signal zu senden, dass wir uns als heterogene linke und emanzipatorische Bewegung nicht durch Justiz und Polizei diskretisieren und kriminalisieren lassen.

Das Death in Custody Bündnis besteht seit Ende letzten Jahres aus verschiedenen antirassitischichen, migrantischen und antirepressions Gruppen und Einzelpersonen, vorwiegend aus dem Raum Berlin. Unser Schwerpunkt ist die Aufklärung und Bekämpfung systematischer rassistischer Polizeigewalt und deren sich wiederholen tödlichen Folgen. Seit 1990 sind mindestens 179 PoCs, Schwarze und von Rassismus betroffene in Gewahrsam oder Anwesenheit von Polizist*innen gestorben und teils auch erschossen und ermordet worden. Alleine für das Jahr 2020 sind bis jetzt schon 12 Fälle bekannt, darunter auch Ferhat Mayouf. Er starb bei einem Brand in seiner Zelle in der JVA Moabit. Auch viele weitere Menschen sind stetig von Gewalt betroffen, wie beispielsweise Menschen in psychischen Krisenzuständen, Obdachlose, Arme, Sexarbeiter*innen und Drogenutzer*innen. Bei Maria, welche im Januar in ihrer Wohnung in Friedrichshain von Polizisten erschossen wurde, endete es tödlich. Als Kampagne fordern wir die lückenlose Aufklärung der Todesfälle und dass der Staat, die Justiz, die Polizei und alle anderen beteiligten Behörden und Einzelperson zur Verantwortung gezogen werden. Das Töten und Sterben muss aufhören, jede Person, ist eine zu viel.

Wir sind jedoch nicht die ersten oder einzigen mit solchen Forderungen. 2005 wurde Oury Jalloh in Dessau von Polizisten ermordet. Auch seine Zelle brannte. Dass nach 15 Jahren der Name nicht in Vergessenheit geraten ist, liegt an der kontinuierlichen und beharrlichen Arbeit und Engagement der gleichnamigen Initiative. Ohne sie, wäre der Mord medial als Suizid durchgegangen und in Vergessenheit geraten. Trotzdem wurde bis jetzt nur der Dienstgruppenleiter verurteilt und zwar nur wegen fahrlässiger Tötung.

Weder Polizei, noch Justiz scheinen ein mehrheitliches Interesse daran zu haben, etwas gegen Polizeigewalt zu unternehmen. Dies ist auch nicht verwunderlich, den der Staat gibt sich als neutral und als unfehlbar. Das so viele Fachist*innen, Nazis und Rassist*innen, wie der NSU 2.0 oder die unzähligen Beamt*innen aus den ganzen rechten Chatgruppen, sich bei der Polizei wohl und unantastbar fühlen ist auch kein Zufall. Aber auch ohne Nazis bliebe der Polizei Apparat in seiner jetzigen Form tödlich. Fehlverhalten wird vertuscht und an dem Machtmonopol wird nicht geruckelt. Polizeigewalt ist kein Einzelfall sondern System.

Mit Forderungen und Bitten stoßen wir zum großteils auf taube Ohren. Nur durch vielfältige und stetige Arbeit kann genug Druck erzeugt werden, dass die Probleme nicht mehr ignoriert werden können. Um uns Gehör zu verschaffen muss der Protest divers und vielfältig sein. Das bedeutet natürlich auch nach Aktionen niemanden alleine zu lassen.

Ob bei den Protesten um G20 in Hamburg, 2017, oder bei den diesjährigen Demos um Black Lives Matter am Alexanderplatz, die Antwort der Polizei lautet Gewalt und Repression. Damit werden die Bewegungen diskreditiert, ebenso wie durch unverhältnismäßige gerichtliche Verurteilungen. Das dürfen und werden wir nicht so hinnehmen. Unsere Solidarität ist stärker als juristische Tatvorwürfe und polizeiliche Kriminalisierung.
Gemeinsam gegen rassistische und tödliche Polizeigewalt sein, heißt auch, Gemeinsam Widerstand gegen ihre Repression leisten.
No justice no Peace – Fight the Police

 

Den Aufruf zu der Kundgebung findet ihr hier: https://gemeinschaftlich.noblogs.org/kundgebung-in-berlin-am-13-12/