Am 24.04.21, versammelten sich hunderte Menschen in berlin um an seinem 67 jährigen Geburtstag Mumia Abu-Jamal Freilassung zu fordern, sowie die aller Gefangenen. Free Mumia heißt, free them all.
Wir veröffentlichen hier unseren Redebeitrag:
Liebe Genoss:innen,
wir grüßen euch im Namen der Death in Custody Kampagne.
Mumia Abu-Jamal wird heute 67 Jahre alt, mehr als die Hälfte seines Lebens hat er im Todestrakt verbracht und viele Jahre mehr im Knast, bis heute. Auch ohne offizielle Todesstrafe gab es verschiedene Versuche ihn zu exekutieren, wie durch die mehrfache Verweigerung von lebensnotwendigen Medikamenten. Seine heutige Gesundheit weist klare Spuren dieser verachtenden Praxis auf.
Die tödliche Realität der Knäste in den USA ist kein Einzelfall, sondern hat System. Unternehmen bereichern sich an der Notlage der Gefangenen durch Zwangsarbeit, während die Kontinuität der Kolonialgeschichte und Sklaverei vor allem hinter Gittern spürbar ist. Schwarze, Illegalisierte und Arme werden zu Tausenden durch Justiz und Polizei in Gefängnisse eingesperrt und ausgebeutet. Das selbst erkorene „Land of the Free“ hat weit über 2 Millionen Gefangene. Über 2 Millionen Gefangene, welche auch nach der Freilassung durch gesetzliche und gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen, sowie traumatisierende Erfahrungen, den Knast nie wirklich hinter sich lassen können.
Die Größe und Härte der Knastindustrie mag eine einmalige Qualität in den USA haben, aber repressive Gefängnisse, mit Ausbeutung und Machtmissbrauch sind weltweit zu finden. Auch hier in Deutschland gibt es fast 50 Tausend Gefangene, allein fast 3 Tausend in Berlin. Nicht mit inbegriffen sind Gefängnis-ähnliche Institutionen, wie Lager oder Anker Zentren. Die Todesstrafe gibt es in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr, doch sterben immer noch viele Gefangene durch die Folgen von Knast oder gar direkt durch Mörder in Uniform.. Alleine von 1990 bis heute sind uns in Deutschland 181 Todesfälle und Morde bekannt, an Illgegalisierten, Migrant:innen und Schwarzen alleine durch Polizei und Knäste. Vor allem in Gewahrsam und hinter Gittern werden die Todesfälle schnell als Suizide oder Unglücksfälle deklariert, um die verantwortlichen Beamten vor Ort und die Vorgesetzen zu entlasten. In diesem geschlossenen und gewaltvollen System, dringt kein Blick von Außen über die Mauern. Daher sind Vertuschungen und Verdrehungen bei Todesfällen keine Einzelfälle, sondern eine Konstante in unseren Recherche- Ergebnissen. Oury Jalloh mag zwar der bekannteste Fall sein, doch denken wir an den vor kurzem Verstorbenen Qosay Khalaf, welcher im März dieses Jahres in Delmenhorst in Gewahrsam starb, obwohl er vor dem Kontakt mit der Polizei kerngesund war. Ein medizinisches Gutachten zeigt klare Anwendung äußerer Gewalt. Oder an Ferhat Mayouf, der am 23 Juli letzten Jahres in seiner Zelle in der JVA Moabit verbrannte. Wärter vor der Tür reagierten nicht auf die Hilferufe, wie kann dann von Suizid die Rede sein? Mal abgesehen davon, dass es in Knästen ganz allgemein, keinen Freitot, sondern höchstens einen Zwangstot geben kann. Trotz der alarmierenden Augenzeugenberichte von Mitinsassen, wurde der Fall schnell zu den Akten gelegt und die Repression galt dann den Zeugen im Knast selbst. Gleich dazu mehr.
Doch trotz der ganzen Repression bieten Menschen wie Mumia Abu-Jamal dem System die Stirn. Er ist nicht nur 40 Jahre hinter Gitter, sondern vor allem 67 Jahre dabei für eine bessere Welt zu kämpfen. Von seinen Anfängen mit 15 Jahren in der Black Panther Party, gegen rassistische Polizei und Staatsgewalt, bis hin zu seinen Schriften und Berichten über die Knastmauern. Mumia ist somit für viele nicht nur ein trauriges Synonym eines rassistischen und repressiven US amerikanischen Staates, sondern steht viel mehr stellvertretend für einen emanzipatorischen und solidarischen Widerstand gegen genau dieses System.
Und so unterschiedlich die Gegebenheiten und Probleme auf den unterschiedlichen Kontinenten und in den Kontexten sein mögen, die Wurzel von Rassismus, Kapitalismus und anderem Übel bleiben die gleichen. Lasst uns alle für eine bessere und solidarische Zukunft kämpfen, und vergessen wir dabei vor allem nicht diejenigen, die in Gefängnissen eingesperrt wurden, denn Free Mumia heißt, Free them All.
Zum Schluss möchten wir von einen Gefangen, der Repression und seinem Widerstand in Berlin berichten.
Kay ist aktiv innerhalb der Knastmauern und prangert die gefährlichen bis gar tödlichen Zustände der JVA Moabit an und benennt dabei klar die Verantwortlichen. Nachdem er im Januar einen Redebeitrag für eine Kundgebung in Gedenken an Ferhat Mayouf aufzeichnete und dieser vor den Mauern der JVA Moabit abgespielt wurde, folgten Zellenrazzien und seine Heizung wurde bei Minus Temperaturen abgedreht. Er lässt sich nicht einschüchtern und scheint umso mehr entschlossen sein Maul nicht zu halten. Wir als „Death in Custody“ stellen uns hinter Kay und alle anderen Gefangenen, die drangsaliert werden. Gerade deren Berichte und Zeugnisse stellen für uns überhaupt erst die Grundlage dar, ohne die wir zum Teil von Todesfällen hinter Gittern nichts mitbekommen bzw. wenige bis keine Informationen über diese haben würden. Wir verurteilen den Versuch der Gefängnisleitung, die Aufklärung und Thematisierung des Todes von Ferhat Mayouf mit Repression zu unterbinden aufs Schärfste.
In diesem Sinne
Free Mumia, free them All!
https://freiheit-fuer-mumia.de/index.htm#kundgebung67geb
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