Redebeitrag von Kay, Gefangener aus Moabit

Wir veröffentlichen hier einen Redebeitrag von Kay, Gefangener der JVA Moabit. Kay hatte schon für unsere Kundgebung am 23.01.21, in Gedenken an Ferhat Mayouf einen Redebeitrag aufgenommen (mehr dazu: hier). Darauf hin, wurde seine Heizung abgedreht und es folgten Zellenrazzien (mehr dazu: hier).
Eigentlich sollte dieser Beitrag am 20.03.21 abgespielt werden, jedoch kam es wegen internen Missverständnissen nicht dazu. Der Beitrag wurde dafür am 24.04.21, bei der Free Mumia Kundgebung abgespielt.

Zeigt euch solidarisch mit den Leuten im Knast. Kay könnt ihr auch direkt anschreiben, hier seine Adresse:
Kay Schedel, Alt-Moabit 12A, 10559 Berlin.

Wir haben den Beitrag verschriftlich:

Solidarische Grüße an euch, den Demonstranten, sowie nach Hamburg zu meiner geliebten Freundin, nach Oberhavel zu meinen Eltern, nach Flensburg, nach Jena, nach Deutschland, nach Österreich und die Welt wünscht euch Kay aus dem staatlichen geförderten Ferienlager der JVA Berlin-Moabit. Ich möchte mich auf diesem Weg bei euch bedanken, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid, um gemeinsam diesem schädlichen, tödlichen und repressiven Status Quo den Kampf anzusagen.

Wer die Seite von „Criminals for Freedom“ aufmerksam verfolgt weiß, dass man im Prozess ein Kasperletheater vor der 72. Großen Strafkammer um Richterin Wierum, Borth, Richter Jürcke und Staatsanwalt Roland Hennicke glich. Es heißt immer „karma is a bitch“, in diesem Fall lasse ich dem Karma keinen Vortritt und wünsche zuvor genannten Justizknechten Diarrhö im Stau. Hier im kapitalistischen Knastsystem unter der Leitung von Frau Anke Stein, sowie Frau Wedra, Leiterin der Teilanstalt I, werde ich täglich Zeuge von der staatlichen Willkür, Machtdemonstration, Erniedrigungen und erleide Repressionen in Form von rechtswidrigen menschenunwürdigen Maßnahmen, 14-tägiges permanentes Abdrehen meiner Heizung bei minus 10 Grad vor einem Monat, sowie willkürliche Zellenrazzien, da ich meine Rechte und Freiheiten als Bürger gemäß Artikel 5 GG, sowie Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention, womit die Meinungsfreiheit gemeint ist, wahrgenommen habe.

Auch mein Augenzeugenbericht, der Mord an Ferhat Mayouf durch die JVA Berlin-Moabit, den ich mit Hilfe von „Criminals for Freedom“ und „Death in Custody“ öffentlich gemacht habe und dadurch eine unbequeme Wahrheit zum Vorschein kam, ist der Knastleitung offensichtlich noch immer ein Dorn im Auge. Dennoch mache ich weiter und spreche zu euch. Ich werde mich nicht von der Justiz einschüchtern und mundtot machen lassen.

Hier im Ferienlager wissen anscheinend nicht alle Schlusen, womit die Justizknechte gemeint sind, warum es Mund-Nasen-Schutz heißt. Diese tragen den Mund-Nasen-Schutz bewusst falsch oder waren im Biologieunterricht schlichtweg Kreide holen und wissen daher nicht, wo ihnen die Nase wächst. So gab es beispielsweise vor ein paar Wochen in der Teilanstalt III einen erneuten Corona-Ausbruch. Eine Schluse hat einen Schutzbefohlenen, womit die Gefangenen gemeint sind, mit dem Virus angesteckt. Soviel die hochgelobte Mitwirkungspflicht, die von den Schlusen schriftlich quittiert wurde, zur Einhaltung der SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung Land Berlin. Das dreiste dabei war die Antwort einer Schluse auf Nachfrage eines Schutzbefohlenen, wie das passieren konnte: „Naja, wir die Bediensteten konnten das Virus nur übertragen, da wir, also die Schlusen, hier ein- und ausgehen“. Genau darum verdient dieser Rechtsterrorismus seitens der vereidigten Personen, die hier mit Gesundheit und Leben Schutzbefohlener spielen, besonders tiefe Verachtung. Die Folgen für die Schutzbefohlenen – eine Isolation in der Isolationshaft, Ausfälle von Sportgruppen, Arbeitstherapien, Schulungsmaßnahmen, sowie Besuchen. Dies ist kein Bild einer ach so guten geführten JVA unter der Leitung Anke Stein.

Momentan kämpfe ich vor Gericht gemäß §119a StPO um die Aushändigung von Desinfektionsmitteln. Frau Wedra, die Teilanstalt I-Leitung stellt sich stur diesen auszuhändigen, obwohl dies in der Verwaltungsvorschrift zu §101 Abs. 3 StVollzG vom 18.04.2018 gesetzlich vorgeschrieben ist. Somit ist jetzt der richtige Zeitpunkt dieses widerwärtige und Menschenwürde verletzendes Knastsystem und deren Handlangern den Kampf anzusagen.

Wir, die Schutzbefohlenen, lassen uns nicht biegen und brechen, lassen uns nicht von euch mundtot machen. Wir werden gemeinsam mit euch für unsere Rechte und Menschenwürde Seite an Seite lautstark und rebellisch kämpfen. Wir werden kein Objekt des Staates und seines Handelns werden, da die fundamentale Bedeutung der Menschenwürde nicht dazu herhalten kann und darf. Unsere Stimmen werden weiter die Knastmauern überwinden und von euch gehört. Daher fordere ich euch hier und jetzt dazu auf – seid laut, macht Radau und duldet nicht länger dieses abartige und kranke Knastsystem.

No justice – no peace!